Aktuelles aus der Gefäßchirurgie
Gefäßtag im CKQ: Durchblutungsstörungen und ihre Folgen
Patientenveranstaltung der Gefäßchirurgie, des Diabetes-Zentrums und der Radiologie
Am 18. Januar 2025 dreht sich im Christlichen Krankenhaus alles um die Gefäßgesundheit und das Schwerpunktthema „Diabetisches Fußsyndrom“. Dazu bieten die Fachabteilungen Gefäßchirurgie, das Diabetes-Zentrum, die Interventionelle Radiologie sowie die Podologie und die Fachschule für Diätassistenz Vorträge, Informationsstände, die Vorstellung von Diagnosemethoden und Möglichkeiten zum Austausch an.
Schwerpunktthema des von der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie jährlich durchgeführten Gefäßtags ist dieses Mal das „Diabetische Fußsyndrom“. Hierzu erklärt Dr. Florian Thienel, Chefarzt des Diabetes-Zentrums am CKQ: „Von Diabetes mellitus, im Volksmund „Zuckerkrankheit“ genannt, sind rund 11% der deutschen Bevölkerung betroffen. Oft bleibt die Krankheit lange unentdeckt oder wird unzureichend behandelt. Es ist jedoch extrem wichtig, dass der Blutzuckerspiegel gut eingestellt ist, denn die giftigen Stoffwechselprodukte, die durch den Diabetes entstehen, schädigen Nervengewebe und Blutgefäße.“ Das führe zu Wundheilungsstörungen und Ausbreitung von Infektionen, auch könnten Bagatellverletzungen zu chronischen Wunden werden mit manchmal schwerwiegendem Verlauf. Thienel betont: „Bei jedem dritten bis vierten Betroffenen sind Beine und Füße besonders gefährdet: Diese gravierende Folgeerkrankung des Diabetes mellitus bezeichnet man als Diabetisches Fußsyndrom (DFS).“
Das Team der Gefäßchirurgie stellt u. a. die ABI-Untersuchung vor. „Dabei handelt es sich um den sog. Knöchel-Arm-Index, kurz ABI, einen Wert, der durch Doppler-Sonographie und Blutdruckmessung bestimmt werden kann. Er dient zur Abschätzung des kardiovaskulären Risikos und zur Verlaufsbeurteilung einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). Darüber hinaus erhalten die Besucher Einblick in die Diagnosemöglichkeiten der Duplex-Sonographie, die für die Beurteilung von Blutgefäßen zum Einsatz kommt“, erläutert Dr. Roger Skaf, Chefarzt der Gefäßchirurgie.
Die Interventionelle Radiologie stellt die minimalinvasive Behandlung der Unterschenkelarterien vor, die für die Fußdurchblutung eine besondere Bedeutung haben. Interessierte können die Angiographie im CKQ besichtigen, wo diese Eingriffe durchgeführt werden und haben die Möglichkeit, mit dem Chefarzt der Radiologie, Dr. Asmus Wulff, ins Gespräch zu kommen. „Die minimalinvasiven interventionellen Behandlungsmöglichkeiten sind aus der Krankenhausversorgung für Menschen mit einem diabetischen Fußsyndrom nicht mehr wegzudenken“, erläutert Dr. Wulff, „und diese Behandlungen stellen neben anderen Bereichen der interventionellen Radiologie einen besonderen Schwerpunkt der Quakenbrücker Radiologie dar. Gern zeigen wir Ihnen diese Behandlungen und Spezialverfahren, die im Rahmen einer modernen, individualisierten Therapie zur Durchblutungsverbesserung und Fußerhalt zum Einsatz kommen.“
Mit der gefäßgesunden Ernährung befasst sich die Fachschule für Diätassistenz. Am Infostand können sich die Besucherinnen und Besucher auf viele Ernährungstipps und Kostproben aus der Lehrküche freuen. Das Institut für Podologie bietet viele Informationen rund um die Prävention und Früherkennung des diabetischen Fußsyndroms. Ergänzt wird die Veranstaltung durch eine Industrieausstellung.
Der Gefäßtag findet statt am 18.1.2025, 10.00 – 14.00 Uhr, im Hörsaalgebäude des CKQ. Alle sind herzlich willkommen.
Diagnose Schaufensterkrankheit: Unvorstellbare Schmerzen beim Gehen
Patientin nach CERAB-OP in Quakenbrücker Gefäßchirurgie wieder völlig beschwerdefrei
„Ein kochender Schmerz breitete sich in meinem Becken und den Oberschenkeln aus“, erinnert sich die 56-jährige Patientin Beate S. aus Lathen an die Zeit vor rund einem halben Jahr, als sie vor lauter Schmerzen nur noch kurze Strecken laufen konnte und auch viele alltägliche Arbeiten wie Rasenmähen oder Einkaufen nicht mehr ohne Pausen bewältigen konnte.
Schließlich wurden die Schmerzen innerhalb von 1-2 Monaten nahezu unerträglich und Beate S. und ihre Familie waren ratlos. „Auch beim Fahrradfahren hatte ich große Schmerzen. Schließlich kaufte ich mir ein E-Bike, doch große Linderung brachte das auf Dauer nicht“ erinnert sich die Patientin. Als auch mehrere Arztbesuche keine Diagnose erbrachten, folgte sie dem Tipp einer Bekannten, sich doch einmal in der Gefäßchirurgie des Christlichen Krankenhauses in Quakenbrück vorzustellen.
Nach einem ausführlichen Gespräch, gefolgt von einer CT-Untersuchung, stand für Dr. Roger Skaf, Chefarzt der Gefäßchirurgie des CKQ, schnell fest, dass seine Patientin unter einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) litt. Im Volksmund spricht man von Schaufensterkrankheit, da die starken Schmerzen die Betroffenen dazu zwingen, beim Gehen immer wieder zu pausieren.
„Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit handelt es sich um eine ernst zu nehmende Durchblutungsstörung der Beine, die meist bedingt ist durch eine Arteriosklerose“, erklärt Dr. Skaf. Die Arteriosklerose bezeichnet eine degenerative Veränderung der Gefäßwände von Arterien durch die Ablagerung von Plaques aus Blutbestandteilen wie Kalk, Fett und/oder Bindegewebe, was zu einer Verengung der Arterien führt. Und diese Diagnose stellte der Facharzt auch aufgrund der CT-Untersuchung. „Bei unserer Patientin waren die Beckenarterien und damit die zentralen Verteiler für den Blutdurchfluss stark betroffen. Und die starken Schmerzen hatte die Patientin, weil den Muskeln durch die mangelhafte Blutversorgung der Sauerstoff fehlte.“
Dr. Skaf entschloss sich, bei der Patientin statt herkömmlicher Stents eine innovative OP-Methode anzuwenden, um eine dauerhafte Besserung der Beschwerden zu garantieren: Beim minimalinvasiven CERAB-Verfahren handelt es sich um eine schonende, kathetergestützte Operationstechnik. CERAB steht für „Covered Endovascular Reconstruction of Aortic Bifurcation“ (= „abgedeckte endovaskuläre Rekonstruktion der Aortengabelung“). Der CERAB-Stent ahmt die Physiologie und Anatomie der Aortenbifurkation nach. Die CERAB-Technik hat den Vorteil, dass sie die anatomischen und physiologischen Nachteile von herkömmlichen Stents überwindet und so Blutstauungen und Thrombusbildungen verhindert.
„Wir mussten nur zwei kleine Schnitte im Leistenbereich ausführen, um den CERAB-Stent einzusetzen“ so Skaf. Die OP sei nach rund einer Stunde abgeschlossen gewesen. „Vorteil gegenüber einer konventionellen Operation ist, dass die Patienten wesentlich schneller wieder fit sind“, erläutert der Facharzt. So konnte Frau S. bereits zwei Tage nach der Operation wieder aus der Klinik entlassen werden.
„Als ich nach der OP das erste Mal wieder aufstand, war es ein Unterschied wie Tag und Nacht“, erinnert sich Beate S., die seitdem ohne Beschwerden ist und nach der OP in kürzester Zeit wieder auf den Beinen war. Sie selbst weiß als Raucherin auch, dass sie nicht ganz unschuldig an der Erkrankung ist. Jetzt ist die Mutter von zwei Kindern und Großmutter von sechs Enkeln überglücklich, dass sie wieder aktiv ihr Leben genießen kann.
„Bewegung ist Leben“, betont der Gefäßchirurg auf die Frage nach vorbeugenden Maßnahmen. Ein konsequentes Gehtraining könne häufig schon eine Verbesserung der Lebensqualität erreichen. Denn Risikofaktoren sind mangelnde Bewegung, das Rauchen, Bluthochdruck, aber auch ungesunde Ernährung. Während man diese Risiken selbst minimieren kann, kommen Faktoren wie Diabetes, erbliche Veranlagung oder das Alter hinzu, die sich nicht beeinflussen lassen.
Damit die Schaufensterkrankheit aber auch korrekt diagnostiziert wird, erfordert es viel Einfühlungsvermögen und Erfahrung: „Der Patient sagt immer die Wahrheit“, betont Skaf, der das intensive Gespräch mit seinen Patientinnen und Patienten für äußerst wichtig hält. „Denn oft verursachen Rückenleiden und Durchblutungserkrankungen wie die Schaufensterkrankheit ähnliche Beschwerden. Daher muss man genau hinhören, wenn die Patienten ihre gesundheitlichen Probleme und Schmerzen beschreiben.“
Bildunterschrift:
Eine Ultraschalluntersuchung mehrere Monate nach der OP zeigt gut durchflossene Stents in der distalen Aorta und den Beckenarterien der Patientin.
Dr. Roger Skaf ist neuer Chefarzt der Gefäßchirurgie
Gefäßspezialist Dr. Roger Skaf begrüßt
Vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des CKQ aber auch vielen Einheimischen wird Dr. Roger Skaf noch aus seiner früheren, langjährigen Tätigkeit im Quakenbrücker Krankenhaus bekannt sein. Jetzt ist der 50-jährige als Chefarzt der Gefäßchirurgie an das CKQ zurückgekehrt.
CKQ-Geschäftsführer Matthias Bitter begrüßte gemeinsam mit dem Ärztlichen Direktor Dr. Bernhard Birmes, der Pflegedirektorin Sonja Hus und dem Referatsleiter Personalwesen, Manfred Janknecht, den neuen Chefarzt im Team der Führungsriege des CKQ. „Wir wünschen Ihnen alles Gute für Ihre Tätigkeit als Chefarzt in unserem Haus. Ich bin sicher, dass die Leitung der Gefäßchirurgie bei Ihnen in guten Händen liegt. Schon lange ist der Fachbereich Gefäßchirurgie mit seinem hochspezialisierten Leistungsspektrum eine wichtige Anlaufstelle für Patienten aus der näheren, aber auch weiteren Umgebung.“ Auch zukünftig wolle man das Profil der Gefäßchirurgie in Quakenbrück weiter festigen und ausbauen.
„Ich freue mich, wieder hier zu sein“, so Dr. Skaf. „Die Gefäßchirurgie des CKQ bietet optimale Bedingungen für eine interdisziplinäre Behandlung von Gefäßerkrankungen, da sie eng mit dem Diabetes-Zentrum, der Radiologie und der Kardiologie sowie weiteren Fachbereichen des Krankenhauses vernetzt ist. Wir haben ein hervorragendes, hochqualifiziertes Team mit dem es Spaß macht, zu arbeiten.“ Die Gefäßchirurgie werde eng mit den umliegenden Arztpraxen kooperieren, um so den Patienten kurze Wege und sehr gute Diagnose- und Therapiemöglichkeiten zu bieten.
Dr. Roger Skaf stammt aus Beirut, wo er auch sein Abitur ablegte. Nach dem Studium der Medizin und der Promotion in Bukarest wechselte er 1998 als Arzt im Praktikum an das CKQ, hier war er bis 2006 als Assistenzarzt in der Chirurgie angestellt. Es folgten u. a. Tätigkeiten im Marienhospital Osnabrück, im Klinikum Bremen Mitte und im St. Josefs Hospital Cloppenburg. 2006 absolvierte Dr. Skaf den Facharzt in Chirurgie, 2010 den Facharzt für Gefäßchirurgie. Seit 2015 war er als Leitender Arzt für Gefäßchirurgie im Krankenhaus Johanneum in Wildeshausen tätig, wo er mit großem Erfolg die Abteilung für Gefäßchirurgie aufbaute. Dr. Skaf hat zusätzliche Qualifikationen in der Fachkunde Strahlenschutz, Rettungsmedizin, Ultraschall des Abdomens, Duplexsonographie der Gefäße (DEGUM), Lymphologie und als Endovaskulärer Chirurg (DGG) erworben.
Bildunterschrift:
Blumen und Glückwünsche erhielt der neue Chefarzt der Gefäßchirurgie Dr. Roger Skaf (Mitte) von der Geschäftsleitung (v.l.) Manfred Janknecht, Dr. Bernhard Birmes, Matthias Bitter und Sonja Hus.
Aktuelles aus der Gefäßchirurgie
Innovative Methode löst konventionelle Ballonkatheter-Therapie ab
Laser-Atherektomie kommt ausschließlich in ausgewählten Gefäßzentren zum Einsatz
Während der Ballonkatheter zur Aufweitung von Gefäßeinengungen in vielen Kliniken noch die übliche Therapie zur Behandlung erkrankter Gefäße ist, geht das Christliche Krankenhaus neue Wege. Seit einem halben Jahr setzen die Gefäßchirurgen die Laser-Atherektomie ein. Bei diesem minimalinvasiven Verfahren werden Gefäßablagerungen, die sich im Laufe der Zeit in den Gefäßen bilden und dieses verstopfen, mit Hilfe der Lasertechnik beseitigt. Bei dieser Methode wird der Laserkatheter durch einen kleinen Schnitt in der Leiste ein- und dann weiter durch die Arterie geführt. Dabei gibt er Impulse von ultravioletter Lichtenergie ab, die die Gefäßablagerungen verdampfen: Der Blutfluss wird wieder hergestellt.
Wir sind eines der wenigen Gefäßzentren in Deutschland, das diese Methode anwendet, die darüber hinaus auch die sog. Rotationsthrombektomie/Atherektomie durchführen, bei der die Gefäßverschlüsse mittels einer Fräse geöffnet und die abgelösten Partikel durch einen Katheter abgesaugt werden.
Inzwischen kommen Ärzte aus vielen anderen Kliniken ins CKQ, um die Methode zu lernenr. Vor allem ältere Patienten und die Patienten des Diabetes-Zentrums profitieren von der neuen Laser-Methode, können doch Gefäßschäden äußerst schonend und effektiv therapiert werden.
CKQ Vorreiter in Deutschland: Neue Therapie bei arteriellen Verschlusskrankheiten
Bei der Rotationsthrombektomie/Atherektomie werden Gefäßverschlüsse zerkleinert und gleichzeitig abgesaugt
Nur noch rund 40 Meter konnte der 55-jährige Patient schmerzfrei zurücklegen, bevor er in der Gefäßchirurgie des Christlichen Krankenhauses behandelt wurde. Er litt seit Jahren an der sogenannten Schaufensterkrankheit (medizinisch pAVK = periphere arterielle Verschlusskrankheit). Durch die Verkalkung der Arterien kommt es dabei zu Engstellen (Stenosen) in den Arterien und es entstehen Durchblutungsstörungen der Beine. Die Durchblutungsstörungen sorgen für Beschwerden beim Gehen. Schreitet die Krankheit fort, können bereits im Ruhezustand Schmerzen auftreten. Ihre umgangssprachliche Bezeichnung hat die Krankheit daher, dass die Betroffenen aufgrund von Schmerzen beim Gehen immer wieder stehen bleiben müssen.
Bei der neuen Methode wird ein Rotations-Absaugkatheter bis zum Gefäßverschluss vorgeschoben und dieser mittels einer Fräse geöffnet. Vorteil der neuen Methode sei es, dass der Verschluss nicht nur geöffnet, sondern die Partikel gleichzeitig abgesaugt würden. So werde verhindert, dass das abgelöste Material zu erneuten Verschlüssen führe. Während sich die Gefäße bei der herkömmlichen Therapie häufig schon nach wenigen Monaten wieder verschließen würden, sorge das Verfahren in Kombination mit einem medikamentenbeschichteten Ballonkatheter für eine wesentlich längere Beschwerdefreiheit.
Die neue Methode, die nur kleine Operationswunden erforderlich macht, ist im Vergleich zu den konventionellen Bypass-Operationen wesentlich effektiver und schonender. Dies komme vor allem älteren Patienten zugute, für die eine klassische Operation zu riskant sei. „Auch bei Diabetes-Patienten, die oft unter Wundheilungsstörungen leiden, ist die neue Methode der Bypass-Operation vorzuziehen. Das Verfahren kann im Bedarfsfall wiederholt angewendet werden. Inzwischen können wir Gefäße therapieren, die zuvor im schlimmsten Fall eine Amputation erforderlich machten“.
Abbildungen:
1. Detailansicht des Katheters mit der Metallspirale (Foto: Jetstream, Boston Scientific)
2. CT-Angiografie: Deutlich zu sehen ist der Verschluss der rechten Oberschenkelarterie